Der Anfang

Die Anfänge der Blasmusikkapelle "Siebenbürgen" Setterich lassen sich bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurückverfolgen. Bereits im Jahr 1859 wurde in der nordsiebenbürgischen Ortschaft Tschippendorf eine Musikkapelle urkundlich erwähnt. Zu jener Zeit gab es in fast jeder siebenbürgischen Gemeinde eine Musikkapelle.

Die Turner (Ableitung von Turm / Turmbläser), wie die Blasmusikanten in Nordsiebenbürgen, bzw. Adjuvanten in Südsiebenbürgen genannt wurden, waren Teil der ev. Kirchengemeinde, die Instrumente waren Eigentum der Kirche.

Im Jahre 1879 gründete Rektor Stefan Trinnes in Tschippendorf wieder eine 15köpfige Musikkapelle. Zwei Jahre später übernahm Pfarrer M. Wolff die Leitung der Musikkapelle.

Von 1920 bis zum September 1944 führte Rektor Julius Knabel die Kapelle.

Im kulturellen Leben der Gemeinde, ob nun bei kirchlichen oder weltlichen Anlässen, war die Kapelle stets maßgeblich beteiligt.

Im September 1944 gab der kommandierende General der Deutschen Truppen in Nordsiebenbürgen den Befehl, die Sachsen zu evakuieren. Ein schmerzlich-langer Weg begann.

In Vorchdorf bei Gmunden (Oberösterreich) fand der überwiegende Teil der Tschippendorfer Bevölkerung, eine neue Heimat. Im Laufe der Jahre kehrte in die Gemeinschaft wieder Ruhe ein, und damit auch der Wunsch, alte Bräuche und Traditionen neu zu beleben.

Gerade einmal 40 Monate nach der Flucht, regte sich bei mehreren Landsleuten der Wunsch, musikalisch wieder aktiv zu werden.

Trotz all der Verluste, Not und Entbehrungen, die jeder einzelne in dieser Zeit zu ertragen hatte, wurde am 28. Februar 1948 im Beisein von insgesamt 14 Musikbegeisterten die Tschippendorfer Musikkapelle in Vorchdorf neugegründet.

Treibende Kraft bei der Vereinsgründung war Johann Ohler (in Tschippendorf Haus Nr. 8), ein Mann, der wohl gar nicht anders konnte, als diesen für die Gemeinschaft so wichtigen Schritt zu tun.

Johann Ohler "Ruidtschi Hanzi" war bereits in Siebenbürgen bei den Turnern. Förderlich für seine musikalische Entwicklung war auch seine dreijährige Dienstzeit als Regimentsmusiker beim Militär, zudem war er auch als Organist in der Gemeinde tätig.

Trotz anfänglicher Zweifel und unüberwindbar scheinender Schwierigkeiten konnten die angehenden Musikanten unter der Leitung dieses erfahrenen Dirigenten am 9. Mai 1948 den Probenbetrieb aufnehmen.

 

Das Bewußtsein, dass man an einem hoffnungsvollen Neuanfang stand, weckte in jedem der Musiker großen Ehrgeiz und Idealismus; die Beiträge und die Finanzierung der Instrumente wurden von jedem Mitglied persönlich geleistet, trotz der Schwere der Zeit. Die ersten erfolgreichen Auftritte der neugegründeten Kapelle stärkten das Selbstwertgefühl.

Die Zahl der Vereinsmitglieder stieg bis zum Ende des Jahres auf 32 an.

Die Turner präsentierten nun nach außen in akustischer und optischer Weise ein Stück siebenbürgisch‑sächsischer Tradition und Kultur.